Was ist ein CMS?

Ein Web-CMS (Content Management System) ist ein mittleres bis großes Homepage-Software-Paket. Denn ein CMS ist darauf ausgerichtet möglichst viele Anwendungsfälle abzudecken.

Natürlich gibt es Module und Widgets welche nur bei Bedarf ausgeführt werden, dennoch der Kern des CMS ist da und dieser enthält sehr viele Funktionen und Datenbank Abrufe.

Nach 20 Jahren Tätigkeit als Webdesigner und Entwickler, würde ich behaupten dass ein CMS nur für Blogger oder als temporäre Lösung etwas taugt.

CMS Use-Cases

Fall 1: Kleine Webseiten (bis 30 Unterseiten) Kosmetikstudios, Arzthomepage, Fitness-Studios.

Vorteile sowie geringere Wartungs-Kosten liegen hier bei einer statischen Webseite. Meistens sind die CMS Wartungsverträge nicht günstiger als die HTML Pflege beim Webdesigner. Modifikation veralteter Module kann schnell hohe Kosten auf den Plan rufen. CMS Schulungen verursachen ebenfalls Kosten.

Die Kosten für den gelegentlichen Austausch von Bildern und Texten in einer statischen HTML Webseite halten sich hingegen mittel- und langfristig eindeutig in Grenzen.

Fall 2: Mittleres Unternehmen (bis 200 Unterseiten) mit regelmäßig neuen Inhalten. z.B kleinere soziale Netzwerke, kostenpflichtige Anbieter von Inhalten und Informationen, Anzeigen-Märkte usw.

Für solche Unternehmen hatte ich mal gearbeitet. Wir hatten für einen schnellen Start ein CMS eingesetzt. Ein kleines Team aus Entwicklern und Webdesignern hat das Netzwerk und tausende von Inhalten ständig optimiert und weiter entwickelt.
Hier waren wir immer mehr auf das Problem gestoßen, dass unsere eigenen Entwicklungen ständig mit aktualisiert werden mussten, mit dem CMS. Zusätzlich mussten wir uns an die Änderungen im Kern der Software anpassen.

Immer mehr wurde das CMS eher hinderlich als hilfreich. Die Frage, ob wir in der investierten Zeit nicht bereits ein zu 100% auf unsere Bedürfnisse angepasstes Web-System entwickelt hätten, wurde immer aktueller. Und darauf läuft es am Ende hinaus.

Fall 3: Größere Unternehmen, Marken

Diese haben meistens mittlere bis große IT-Abteilungen und hier macht es natürlich mittel- bis langfristig Sinn ein eigenes System zu entwickeln, oft sogar eigene e-Shop Lösungen.

Fall 4. News und Blogs

Bis auf Ausnahme der ganz großen Medien macht hier der Einsatz von CMS und Blog Software wie Wordpress viel Sinn. Für einen Blogger oder Content-Redakteur macht es Sinn ein CMS zu lernen und alle damit verbundenen Raffinessen sowie die Kommunikation mit IT Fachkräften zwecks SEO und Wartung. Diese Anwendungsgruppe arbeitet täglich mit der CMS Software.

Gründe für einen weitflächigen Einsatz von CMS Software für kleinere und mittlere Unternehmungen

Warum also eine Arzthomepage mit einer Blogsoftware wie WordPress umsetzen? Der Verdacht liegt nahe, dass es für einige Werbeagenturen einfacher ist, vorgefertigte Module der CMS Anbieter einzusetzen, als eigene zu entwickeln. Hier wären wir jedoch im gefährlichen Bereich der Module von Drittanbietern. Diese sind oft gar nicht von den eigentlichen Entwicklern der CMS Software und beherbergen Risiken wie Sicherheitslücken oder ein Stopp der Updates und der Weiterentwicklung.

Weitere Argumente gegen ein CMS (Langlebigkeit und und auch die DSGVO)

Ich habe es nur zu oft erlebt, dass die CMS Anbieter den Kern der Software aktualisieren, zu meiner Zeit auch mal “Mambo” und “Joomla” und Joomla 1.5. Das verursachte bei allen Kunden-Homepages sehr hohe Kosten denn die alten Templates wurden mit den neuen CMS-Kern untauglich und mussten aufwändig aktualisiert bzw. neu erstellt werden.

Überall Cookie Banner?

Nahezu alle von mir analysierten, CMS basierten Arzt-Webseiten hatten ein sogenannten Cookie-Consent Pop-Up. Es stellt sich die Frage, warum? Eine Arzthomepage muss die Daten der Besucher nicht mit Drittanbietern teilen. Weder verdienen solche Websites Ihr Geld mit Werbebannern, noch lohnt sich hier der Einsatz von externen "Analytic Tools".

Haben die Webseite Anbieter keine Lust die Webseiten der Kunden nach der Datenschutz-Verordnung umzusetzen? Oder gibt es Unsicherheiten ob ein CMS Cookie die Cookie-Banner Lösung erfordert? Ist es einfacher die Politiker für Realitätsfremd zu erklären? Ist es einfacher ein Kontaktmodul von unbekannten Entwicklern zu installieren oder ein Captcha-Tool von Google zu nutzen, als eigene Lösungen zu entwickeln?

Kurzfristig vielleicht. Doch langfristig ist es einfacher eigene Tools zu pflegen und zu modifizieren. Man sollte erwägen ob es denn unbedingt zwingend erforderlich ist die Daten der eigenen Nutzer und Website-Besucher mit Drittanbietern zu teilen. Werden die Kosten des mittelfristig größeren Aufwands auf den Kunden gelegt? 

Argumente für eine CMS Lösung

Gibt es denn mehr Argumente als, dass der Auftraggeber einige Webseite Inhalte selbstständig ändern kann?

Doch wenn dieser keinen Content-Redakteur beschäftigt, muss jemand die Bildbearbeitung übernehmen, das CMS lernen und sich mit allen Tücken der WYSWG Editoren auseinandersetzen. Der Auftraggeber bezahlt ja bereits die Herstellung und kann evtl. auch diese geringfügigen Änderungen der Inhalte fortlaufen finanzieren.

Macht es nicht viel mehr Sinn die gesparten extra Kosten die ein CMS verursacht in etwas PHP Entwicklung zu stecken für stabile Module aus eigener Fertigung? Damit der Auftraggeber einige Bereiche einfach ändern kann wie News, Öffnungszeiten und Preise.

Content Management Systeme sind nicht immer schlecht.

Dieser Beitrag wurde übrigens über ein WordPress Backend eingespeichert. Ich betreibe als Webdesigner und Entwickler mehr als 10 Webseiten mit einem Blog-Modul aus eigener Entwicklung. Für mich macht es Sinn 1 WordPress Instanz zu pflegen um zentral die Blogbeiträge für 10 Webseiten zu verwalten. Ich nutze nur den absoluten Kern der WordPress Software, das WordPress Team ist gut und im Zweifelsfall kann ich das komplette CMS verwerfen und mit der Datenbankstruktur weiter machen.

CMS wie “Wordpress” oder “Contao” und “Typo3” sind gute Software, doch ein CMS bei ausnahmslos jeder Website einzusetzen, halte ich für ein gewaltiges Missverständnis.